"Fluchtbäume!" 

Im Wald hinter der Waldschule habe ich "Fluchtbäume" entdeckt. Ihre faszinierenden Wurzelformen voller dynamischer Bewegung, nahezu tanzend, springend - in Startposition. Gegenüber das vom Sturm zerfetzte Waldstück. Für mich als Beobachter drängt sich hier eine ursächliche Verbindung zwischen empfundener Fluchtbewegung und sichtbarer Umweltkatastrophe auf. Während ihres Wachstums sind Bäume zwar wahre Artisten im Ausgleich von widrigen Umständen( Siehe die Krüppelkiefer oder die Birke auf dem Schornstein), doch sie reagieren auf die Einflüsse der Umwelt in einem wesentlich verlangsamten Zeitablauf, d.h. sie haben ihre eigene Zeit. Ihre Verformungen und knotigen Wurzelbewegungen sind daher zeitlich komprimierte Antworten auf die Zumutungen ihrer Standortsituation. Dieser Gegensatz zwischen visuellem Eindruck und tatsächlichem Entwicklungsprozess erzwingt einen Perspektivwechsel des Betrachters. Ich habe diesem in 4 großformatigen Wandinstallationen Rechnung getragen. Entsprechend meiner Wahrnehmung habe ich Bäume aus ihrem Bildzusammenhang mittels Fotobearbeitung herausgelöst und fokussiere damit den Blick auf deren Bewegungsablauf. Darüber liegen die Textfragmente meiner Assoziationen. Ich sehe sie hetzen, stolpern und straucheln. Sie lassen die Insekten zurück, denen sie einst Heimat boten. Sie lassen ihren Schatten zurück, von dem sie einst reichlich spendeten. Bald sind sie fort - über den Rand. (Annette Hinricher)

"Kunst am Rand" Teilnahme an der Gruppen-Ausstellung im Rahmen der "Biennale Kinderhaus"
10.6.2018 – 30.10.2018
 
www.kunstamrand.de